Leseproben:
Aus: Die Wunder Jesu - Märchen oder Wahrheit? [...] Dieses Beispiel zeigt die Grundstruktur eines Wunders, wie sie wohl auch Jesus gewirkt hat: Ein verzweifelter Kranker setzt seine
ganze Hoffnung auf jenen, der ihn vorgeblich heilen kann. Der Heiler überzeugt sich von dessen tiefem Glauben in die Heilungskräfte
des Heilers. Menschen umstehen die beiden und werden Augen- und Ohrenzeugen dessen, was sich da abspielt. Der Heiler markiert den
Augenblick der Heilung (Hand auflegen usw.) und geht zunächst sicher von der Heilung des Kranken aus. Nun gibt es drei Möglichkeiten:
Der Kranke verspürt keinerlei positive Wirkung und ist kaltschnäuzig genug, das vor versammeltem Publikum zu bekunden, worauf der
Heiler dies als Beleg dafür wertet, dass der Hilfesuchende zu wenig oder gar keinen Glauben aufgebracht habe, seine Sünden nicht
aufrichtig bereue und Ähnliches. In diesem Fall zweifelt das Publikum eher am Hilfesuchenden als am Heiler und neigt dazu, die
Sichtweise des Heilers zu teilen. Aus: Wie ging es nach Jesu "Auferstehung" weiter? - Eine kritische Bestandsaufnahme [...]
Betrachten wir noch kurz die Frage der "Himmelfahrt". Zunächst einmal fällt es schwer, sich vorzustellen, dass ein Mensch aus "Fleisch
und Knochen" in einen irgendwie gearteten Himmel auffährt, denn er wäre dort im Weltall in einer ziemlich lebensfeindlichen Umgebung.
Denken wir uns aber den Himmel als ein unsichtbares Geist-Reich, so passt dazu wiederum nicht ein Jesus aus "Fleisch und Knochen" mit
einem gesegneten Appetit. Unlogisch wäre auch, wenn ein gerade gekürter Messias, der noch einige Wochen zuvor überall den Leuten erzählt
hat, das Reich Gottes sei bereits angebrochen, und der vom unmittelbaren Beginn des messianischen Endzeitkampfes ausging, sich jetzt,
wo er von Gott als Messias legitimiert ist, Richtung Himmel verabschiedet und den Laden da unten sich selbst überlässt. Oder wollte
der Messias nach den Strapazen der Kreuzigung zunächst einmal ein kleines Päuschen bei seinem Vater im Himmel einlegen, um dann gestärkt
den Kampf gegen Satan, seine Dämonen und den Tod aufnehmen zu können? Immerhin würde diese Pause dann bereits knapp zweitausend Jahre dauern. Aus: Anmerkungen zur Kreuzigungsszene bei "Markus" [...] Pilatus hatte Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt, weil das jüdische
Synedrium (Hoher Rat) Pilatus diesen Jesus übergeben hatte mit der Maßgabe, dieser habe behauptet, der Messias zu sein, was für das jüdische
Tribunal den Tatbestand der Gotteslästerung erfüllte - ein todeswürdiges Verbrechen. Und der römische Prokurator Pilatus war bekanntlich
nicht der Mann, der sich das Hinrichtungsbegehren bezüglich eines Juden zweimal sagen ließ. Pilatus kümmerten die Juden nicht wirklich
und schon gar nicht solch ein seltsamer Kauz wie Jesus; er hatte bis dahin noch nie etwas von ihm gehört und hat ihn mit Sicherheit
bereits kurze Zeit nach dessen Hinrichtung wieder vergessen. In Palästina rannten zu dieser Zeit immer mal wieder welche herum, die von
sich behaupteten, sie seien der Messias (s. Mk13,22), da war dieser Jesus nur einer unter anderen. Überhaupt war die jüdische Warterei
auf einen Messias für den Römer Pilatus eher ein Grund, an dem Verstand der Juden zu zweifeln - ernst nehmen konnte er diese "Macke"
vieler Juden nicht. Aus: Anmerkungen zum "Matthäus"-Evangelium [...] Während nun "Markus" im Einzelnen berichtet, wie Jesus fleißig
Dämonen austreibt und dadurch Kranke ("Befallene") heilt, geht "Matthäus" zunächst ganz summarisch vor (Mt4,23 - 25): Jesus "heilte
im Volk alle Krankheiten und Leiden. Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte alle Kranken mit den verschiedensten
Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie. Scharen von Menschen aus Galiläa, der Dekapolis,
aus Jerusalem und Judäa und aus dem Gebiet jenseits des Jordan folgten ihm nach." Interessant dabei ist, dass Jesus bei "Markus" als
Dämonenaustreiber fungiert und dadurch Kranke heilt, bei "Matthäus" werden Dämonen zunächst nicht erwähnt und so entsteht hier der Eindruck,
als sei Jesus als Wanderarzt unterwegs. |