Leseprobe:

9. Szene: Anwerbung von Simon und Andreas

Personen: Joshua, Simon Petrus, Andreas

Am Seeufer; Joshua geht zum Fischerhafen von Kafarnaum; bleibt stehen; sieht sich eine Weile suchend um; schließlich entdeckt er Simon und Andreas und geht zu ihnen.

J: Schalom, ihr beiden!
Simon: Ach, Alter, Schalom, du lässt dich auch mal wieder blicken? Wo warst du denn die ganze Zeit?
J: Unten in Betanien bei Johannes...
S: Ich habe gehört, der soll verhaftet worden sein...
J: Ja, das stimmt, aber unseren Herrn können sie nicht verhaften...
S: Wieso sollten sie?
J: Die Endzeit hat begonnen, Gott ist wieder bei uns und die Zeit der Mächtigen ist abgelaufen und das passt ihnen ganz und gar nicht.
S: Wie? Was? Jetzt mal langsam: Was ist mit der Endzeit?
J: Du weißt doch, dass am Ende der Zeit unser Herr kommt und Gericht halten wird...
S: Ja, und?
J: Diese Zeit ist jetzt angebrochen. - Schau mal, bei Maleachi heißt es (3,23): "Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija."
S: Also muss erst noch Elija kommen...
J: Simon, Johannes ist Elija und Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Aber nach Elijas Erscheinen ist das Reich Gottes endlich angebrochen, so wie es in der Schrift steht, das Reich Gottes ist bereits mitten unter uns.
S: Aber woran kann ich das erkennen? Wo ist dann unser Herr, wenn sein Reich bereits angebrochen ist?
J: Dass Gottes Reich angebrochen ist, merkst du daran, dass sich Dämonen ganz leicht vertreiben lassen; entscheidend ist, dass du daran glaubst, dass das, worum du den Herrn bittest, auch wirklich geschehen wird. Schau, wenn jemand zu diesem Berg sagen würde: "Heb dich empor und stürz dich ins Meer!", und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen!
S: Und wo ist der Herr? Wenn sein Reich da ist, müsste er doch auch selbst da sein.
J: Das ist richtig, Simon, und es fehlt auch nicht mehr viel und er ist da. Er will aber, dass möglichst viele der Kinder des Hauses Israel in seinem Reich leben. Das kann aber nur geschehen, wenn möglichst ein jeder seines Volkes gesagt bekommt, dass das Reich Gottes angebrochen ist und dass es ratsam ist, das Gesetz unseres Herrn mit dem Herzen zu befolgen. Dann wird man ein Kind Gottes in seinem Reich sein.
P: Aha, das war es, was Johannes - also Elija - den Kindern des Hauses Israel gepredigt hat. - Aber nun ist Elija nicht mehr da und dann müsste doch der Herr kommen; sein Reich ist da, aber er selbst nicht?
J: Ich sagte doch: Es fehlt nicht mehr viel und der Herr wird sich in seiner ganzen Herrlichkeit offenbaren - aber, Simon, seinem ganzen Volk! Zu Johannes kam ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Aber was ist mit den Galiläern, mit uns, und was mit den großen jüdischen Gemeinden in Syrophönizien, in Gaulantis und der Dekapolis? Kennen sie denn schon die freudige Botschaft? Wer hat ihnen schon das Evangelium verkündet? Wer hat ihnen schon die Gelegenheit gegeben, umzukehren, ihre Sünden zu bereuen und damit Kinder in Gottes Reich zu sein? Wer - wenn nicht wir, Simon und Andreas? Gott sendet uns zu den übrigen Kindern Israels, um ihnen seine frohe Botschaft zu übermitteln, das ist unsere Bestimmung.
S: Aber Josh, wir drei sollen es hier im Norden richten? Drei Leute?
J: Du hast Recht, wir brauchen noch mehr Helfer, um das Evangelium allen Juden hier im Norden zu verkünden. Aber wenn wir einfach damit anfangen, wir drei, dann werden noch weitere zu uns stoßen und Gottes Sache unterstützen und dann schaffen wir es vielleicht noch vor dem Offenbarwerden von Gottes Anwesenheit in Herrlichkeit, mit unserer Verkündigung fertig zu werden.
S: Gut, Josh, du hast uns überzeugt; wann sollen wir damit anfangen?
J: Jetzt.
S: Jetzt? Jetzt gleich?
J: Jetzt gleich!
S: Aber was ist mit unseren Booten, was wird aus unseren Netzen? Wovon sollen wir leben, wenn wir jetzt sofort aufbrechen?
J: Simon, Andreas, das Reich Gottes ist angebrochen und ihr habt kein Vertrauen in Gottes Fürsorge? Was seid ihr nur so kleinmütig und ängstlich! Habe ich euch nicht gesagt, dass euer Glaube entscheidend ist? Wenn ihr nur daran glaubt, dass das, worum ihr den Herrn bittet, auch wirklich geschehen wird und ihr in eurem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was ihr begehrt, dann wird es geschehen. Ganz sicher! Gott lässt seine Kinder nicht im Stich!
S: Und wovon sollen wir leben, wenn wir unterwegs sind?
J: Sorgt euch doch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben im Reich unseres Herrn mehr als Nahrung und Kleidung? - Seht euch doch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln auch keine Vorräte in Scheunen; es ist euer himmlischer Vater, der sie ernährt. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Wohnen nicht überall hier im Norden Brüder und Schwestern? Wir nehmen außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mit, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Wir werden überall Juden finden, die uns gerne aufnehmen und ihr Brot mit uns teilen. Wenn ich euch später alleine aussende, dann bleibt in dem Haus, in dem ihr eingekehrt seid, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und das Evangelium nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Wer dem Herrn die Tür zuschlägt, dem wird auch der Herr die Tür in sein Reich zuschlagen.
S: Aber wir wollen uns doch wenigstens noch von unserer Familie verabschieden...
J: Gut, dann lasst alles liegen und stehen und lasst uns zu eurer Familie gehen.

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